06. September 2023

Im Bereich der Elektrofahrzeuge spielt das Thema Innovation weiterhin eine tragende Rolle. Insbesondere in Bezug auf das wichtigste und teuerste Teil des Autos - den Akku - werden sich in der Zukunft noch viele neue Ideen umsetzen lassen. Eine dieser Ideen lebt bereits heute in einigen E-Autos: Die so genannte "Vehicle-to-Load Funktion" (kurz: V2L).

Steckdosenleiste

Was ist Vehicle-to-Load?

Vereinfacht gesagt lässt sich mit der V2L Technologie der Strom aus dem leistungsstarken Lithium-Ionen-Akku eines Elektrofahrzeuges mittels Adapter an einen Großteil der konventionellen Stromverbraucher bringen. Dabei kommt eine bidirektionale Verbindung zum Tragen, die es ermöglicht die Batterie des EV-Fahrzeugs an Geräte wie einem Elektrogrill, ein Smartphone, einen Fön oder sogar an ein anderes Elektrofahrzeug anzuschließen. Der Vergleich mit einer wiederaufladbaren, sehr großen Powerbank ist nicht wirklich abwegig.

Spannungswandlung dank Converter

Mittels eines Onboard-Converters wird die Spannung auf die für das angeschlossene Objekt nötige Spannung angepasst. Dafür werden spezielle Adapter angeboten um den "Tank" direkt am Auto anzuzapfen. Auch das gleichzeitige Laden mehrerer Geräte per Splitter ist möglich. Dabei können bisher lange nicht alle erhältlichen Elektrofahrzeuge die V2L Funktion bieten. Fahrzeughersteller wie Tesla hinken hier z. B. noch hinterher. Obwohl in der Theorie in vielen Fällen ein speziell entwickeltes Softwareupdate bereits genügen würde. Wer also sein E-Fahrrad auf einem Fahrradträger mitführt und vergessen hat es vorher aufzuladen, kann dies am angedachten Einsatzort nachholen oder dem Akku eine weitere Ladung verpassen.

Hyundai und Kia als Wegbereiter

Insbesondere der südkoreanische Hyundai bzw. Kia Konzern hat sich mit dem Vehicle-to-Load Feature einen Namen gemacht. Die Schwestermodelle Kia EV6 und Hyundai Ioniq 5 bieten diese Funktion jeweils direkt ab Werk. Auch Ford hat mit dem Ford F150 Lightning eine entsprechende Möglichkeit an Bord. Da bei den genannten Modellen die Batteriekapazität zwischen 58 und 101 Kilowattsunden liegt (eine kWh = 1.000 Watt) reicht die Power theoretisch locker für einen ganzen Haushalt. In diversen Test wurde dies sogar schon ausprobiert. Wirklich gedacht ist die Technologie dafür aber natürlich nicht.

Einsatzgebiete für V2L

In der Praxis werden sich eher Camper und andere Outdoor-Freunde über eine solche Funktion freuen. Selbst in abgelegenen Gegenden steht dem Nutzer des Elektrofahrzeugs eine beachtliche Menge an Strom zur Verfügung. Ähnlich der guten, alten "Starthilfe" kann Batteriepower nunmehr sogar von einem Auto auf das nächste übertragen werden. In Notfällen kann so ein anderes Elektrofahrzeug wieder mit einigen Kilometern Reichweite ausgestattet werden. Da einige Modelle wie z. B. der Hyundai Ioniq 5 optional mit Solardächern konfiguriert werden können lässt sich er Strom sogar verhältnismäßig kostenneutral erzeugen und weitergeben.

Nachteile und Verbreitung

Bisher ist die Zahl der Elektroautos mit Vehicel-to-Load noch überschaubar. Zu den grundsätzlichen Eigenschaften einer jeden Batterie - also auch den in Fahrzeugen verbauten Akkus - gehört es, dass diese bei intensiver Nutzung früher oder später revidiert oder ganz ersetzt werden müssen. Wer also neben dem normalen Fahrbetrieb noch fleißig für andere Dinge Strom aus der Batterie zieht wird sich vermutlich auch etwas früher von ihr verabschieden müssen. Grundsätzlich ist aber davon auszugehen, dass Kunden die Option im Alltag durchaus nutzen möchten. Es wird sich zeigen ob auch andere Hersteller V2L standardisiert in der Serie anbieten.

V2H und V2G als zukünftige Ausbaustufen

Noch steckt die Technologie im Anfangsstadium. Die Möglichkeiten einen kWh-starken Lihium-Ionen-Akku weiterführend zu nutzen gehen noch weiter. In der Zukunft soll es möglich sein per Vehicle-to-Home (V2H) den Fahrzeug-Akku als Zwischenspeicher zu nutzen. Vehicle-to-Grid (V2G) zielt darauf ab den zwischengespeicherten Strom einem allgemeinen Stromnetz zuzuführen. In beiden Bereichen ist die Entwicklung aber noch nicht ganz abgeschlossen um in bestehende E-Autos eingebracht zu werden.